Arthur Furer
Berner Komponist, Musiker und Musikpädagoge (1924 - 2013)
Kaspar Zehnder
Als Neffe von Arthur Furer durfte ich bereits als Jugendlicher vom grossen musiktheoretischen Wissen des Komponisten profitieren. Bis heute zehre ich von der Grundlage in Harmonielehre und Analyse, welche mir mein Onkel vermittelt hat.
Noch zu seinen Lebzeiten konnte ich mich revanchieren und mich in zahlreichen Konzerten und Aufnahmen mit Arthur Furers Schaffen auseinandersetzen. Dabei war es mir stets ein Anliegen, dafür auch Interpretinnen und Interpreten der jüngeren Generationen zu gewinnen. Da Arthur Furer wegen eines Gehörleidens ab den 1990er Jahren nur noch vereinzelt komponierte, war ihm die Wiederaufführung seiner früheren Werke die eigentlich grösste Freude. Er sass dann mit ausgeschalteten Hörgeräten im Konzert und beobachtete aufmerksam Bühne und Publikum. Mit unvermindert charmantem Lächeln pflegte er sich bei den Musikerinnen und Musikern zu bedanken.
Die Ausführenden waren sehr oft seine Freunde
Arthur Furers Werk fand in den Musikerkreisen grosses Interesse. Die Ausführenden waren sehr oft seine Freunde Allen voran die Geiger Rudolf Brenner und Ulrich Lehmann, aber auch das Berner Symphonieorchester (in dem sowohl Brenner als auch Lehmann als Konzertmeister und Furer selbst als Geiger wirkten). Dann auch das Berner Kammerorchester (wo Furer Solobratschist war), das Kammerensemble Radio Bern, von dem einige Aufnahmen für Soloinstrumente und Kammerorchester existieren, und die Camerata Bern, für die er in den 1980er Jahren eine virtuose «Musik für Streicher» schrieb.
Anlässlich der Einweihung des neuen Inselspitals (1. Dezember 1970) wurde sein Werk „Tedeum“ nach Gertrud von le Fort für Chor, Blasinstrumente, Klavier und Pauken uraufgeführt. Für das Jubiläum 800 Jahre Bern schrieb er die Kantate «Aus Zeit und Leid», deren Uraufführung durch die Chöre des Gymnasiums Neufeld (Leitung: Döfe Burkhardt) und das BSO ein Ereignis war. Furers Solosonate und die Musica per Viola sola waren beim ersten Max Rostal-Wettbewerb für Violine und Viola die Pflichtstücke.
Arthur Furer war ein Berner in Bern und für Bern.
Dafür wurde ihm 1984 der Grosse Musikpreis des Kantons Bern verliehen.
Von seiner Heirat 1951 bis zu seinem Tod 2013 hat er in der Petrus-Kirchgemeinde gelebt und dort auch lange den Kirchenchor geleitet.
Während Jahrzehnten wirkte er als Musiklehrer am Städtischen Lehrerinnenseminar Marzili. Aus dieser Zeit stammen die exemplarischen Aufnahmen der Zyklen «Jahreszeitenlieder», «Blumenlieder» und «Kathedrale» für Elite-Frauenchor. Furer war ein extrem strenger, gefürchteter und bisweilen auch gehasster Lehrer, wie einige der uns zugestellten Erinnerungen von ehemaligen Schülerinnen und Schülern zum Ausdruck bringen. Aber er war auch ein charismatischer Musiker und Dirigent.
Seine grossartigen Aufführungen von Bachs h-Moll-Messe und von Schuberts As-Dur-Messe liegen über 40 Jahre zurück, bleiben mir aber unvergesslich. In seinen späten Werken, namentlich in «Lob der Gottheit» bringt Furer eine pazifistische und pantheistische Weltanschauung zum Ausdruck.
Die Musik von Arthur Furer war nie avantgardistisch, aber stets akribisch durchdacht, anspruchsvoll in jeder Hinsicht und klanglich meisterhaft. Er selbst äusserte sich dazu:
«Keiner zeitgenössischen Schule verbunden, suche ich für jede neue Komposition den dem Gehalt des Werkes dienenden und mir momentan entsprechenden persönlichen Stil.»